Sport trotz Morbus Crohn?

Ist der Körper krank, dann muss er geschont werden. Das gilt bereits für eine leichte Erkältung. Bei chronischen Krankheiten wie Morbus Crohn ist Sport folglich erst recht tabu, könnte man meinen. Wie sich eine gezielte körperliche Belastung tatsächlich auf den Krankheitsverlauf auswirkt, blieb lange Zeit der Spekulation von Ärzten und Patienten überlassen. Mittlerweile ist die sportmedizinische Forschung ein Stück weiter. Denn seither wurde in einigen Studien die Wirkung von Ausdauersport auf den allgemeinen Gesundheitszustand von Menschen mit Morbus Crohn untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig und mag für den ein oder anderen überraschend klingen: Maßvoller Sport kann den Krankheitszustand erheblich verbessern und die Remissionsphase – die Zeit ohne Beschwerden – verlängern. Als Grund für diesen positiven Effekt wird die Stärkung des Immunsystems durch die körperliche Aktivität vermutet.

Gesteigertes körperliches und geistiges Wohlbefinden


Was sich bereits auf den gesunden Körper als Mittel erweist, die Abwehrkräfte zu stärken und Krankheiten vorzubeugen, hat auf Morbus Crohn-Patienten symptomlindernde Wirkung. Denn zwischen der Stärkung des durch die Krankheit stark angeschlagenen Immunsystems und der Ausdehnung der Remissionsphase, so wird angenommen, besteht ein direkter Zusammenhang. Doch durch regelmäßige Bewegung verbessert nicht nur der körperliche Zustand von Morbus Chron-Patienten. Darüber hinaus können Veränderungen ihrer psychischen Situation festgestellt werden: Negative Empfindungen wie Angst, Depression und Stress sind seltener und ein gesundes Selbstempfinden werden gefördert. Auch die Leistungsfähigkeit kann sich erhöhen. Insgesamt wird die Lebensqualität in Phasen mit sportlicher Aktivität höher eingeschätzt als in solchen der nahezu vollständigen Bewegungslosigkeit.


Belastungsgrenzen erkennen


Doch beim Training sollte der individuelle Krankheitsverlauf auf keinen Fall aus den Augen verloren werden. Auch sportliche Aktivitäten verlangen von Menschen mit Morbus Crohn einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem eigenen Körper. So sollten sie darauf achten, sich nicht jenseits ihrer körperlichen Grenzen zu bewegen. Je nach Krankheitsphase können eben diese Grenzen sich stark nach vorne verschieben. Nicht in jeder Phase wirkt sich jede Art von Bewegung positiv auf den Organismus aus. Es ist z.B. ratsam den Körper während eines akuten Schubes zu schonen. Nach einer Operation sollte eine Belastung der beeinträchtigten Muskelpartien – v.a. der Bauchmuskulatur – vermieden werden, um eine möglichst schnelle Heilung nicht zu gefährden. Der Großteil der Menschen mit Morbus Crohn ist jedoch durch die Erfahrungen mit der Krankheit ohnehin darauf sensibilisiert, die Signale des eigenen Körpers wahrzunehmen und zu beachten. Meist wissen sie selbst, wann das gesunde Maß erreicht ist.